Tests, Präparate & Apps


Neutralität und Unabhängigkeit liegen mir als Autor und ehemals selbst schwer von dieser Erkrankung Betroffenem besonders am Herzen. Aus diesem Grund habe ich die in meinem Buch empfohlenen Tests, Präparate & Apps nur sehr allgemein beschrieben und auf konkrete Produktempfehlungen verzichtet. In nunmehr zehn Jahren als Gesundheitsjournalist habe ich aber gelernt, dass sich viele Leser genau diese konkreten Verweise wünschen, um sich die mühevolle Eigenrecherche zu ersparen. Natürlich komme ich diesem Wunsch gern entgegen! 

Dennoch möchte ich betonen, dass neben den nun folgenden Empfehlungen prinzipiell auch alle anderen Produkte und Dienstleistungen für Sie infrage kommen, welche die im Buch angeführten Ansprüche an Inhaltsstoffe, Messmethode etc. erfüllen. Bei der folgenden Zusammenstellung handelt es sich um meine persönliche Auswahl aufgrund eigener und therapeutischer Erfahrungen, Preis-Leistungs-Verhältnis und Qualitätsanspruch. Ich empfehle generell nichts, was ich nicht auch selbst ausprobiert und für sinnvoll befunden habe! 

 

Kapitel 2: Das weiß die Wissenschaft heute


Parasitosen und das Reizdarmsyndrom: Von Blastocystis bis Campylobacter

Da Sie meinen Ratgeber erworben haben, hat Ihnen vermutlich bereits ein Arzt in der Vergangenheit die Diagnose Reizdarmsyndrom bescheinigt. Grundlage für diesen Vorgang sind einerseits klinische Kriterien (etwa die ROM-IV-Kriterien) und zusätzlich unbedingt der Ausschluss alternativer Erkrankungen, die ebenfalls für die Beschwerden verantwortlich sein könnten. Welche Krankheiten im Rahmen der Diagnosestellung abgeklopft werden, geht einerseits aus den Leitlinien der Fachgesellschaften hervor, unterliegt andererseits aber auch der Fachkompetenz des Arztes aufgrund der Anamnese. Aus meiner therapeutischen Begleitung von RDS-Betroffenen und aus vielen Rückmeldungen von Lesern und Zuschauern weiß ich allerdings, dass nicht alle Mediziner diese Standards berücksichtigen. Sehr häufig unterlassen wird etwa die Untersuchung verschiedener Parasitosen, obwohl diese etwa in der S3-Leitlinie-Reizdarmsyndrom vorgesehen ist. Eine besonders bedeutende Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Reizdarmbeschwerden spielen bspw. Infektionen mit Blastocystis hominis, Campylobacter oder Giardia lamblia. Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie den parasitären Infektionen schenken, wenn Sie vor Beginn der Beschwerden zu Besuch in subtropischen oder tropischen Ländern waren.

Diagnostik

Parasitäre Erreger können verlässlich mit Hilfe eines PCR-Stuhltests nachgewiesen werden. Der Parasiten-Test des Labors medivere:diagnostics untersucht Ihre Stuhlprobe auf Hinweise für die wichtigsten Erreger, die typische Reizdarm-Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfälle verursachen können.

Therapie

Die Behandlung parasitärer Infektionen ist nicht ganz unkompliziert und sollte deshalb mit einem erfahrenen Immunologen abgestimmt werden. Laut zahlreichen Studien eignet sich beispielhaft zur Therapie einer Blastocystis-Infektion das Antibiotikum Metronidazol, welches dosisabhängig anaerobe Bakterien oder aber eben Protozoen abtöten kann. Nicht alle Unterspezies von Blastocystis hominis sprechen aber gleich gut auf dieses therapeutische Vorgehen an. 


Kapitel 3: Abkürzungen zu einem besseren Bauchgefühl


Vitamin-D-Mangel

Aus zahlreichen epidemiologischen Erhebungen weiß man inzwischen, dass Reizdarm-Betroffene eine Hochrisikogruppe für einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel sind (bis zu vier von fünf Patienten mit einem Reizdarm sind davon betroffen). Letzterer erhöht dabei nicht nur Ihr individuelles Risiko gegenüber zahlreichen Erkrankungen, sondern korreliert mit dem Schweregrad Ihrer Reizdarm-Symptome. Der Mangel des Prohormons lässt sich unkompliziert und kostengünstig beseitigen und sollte deshalb auf Ihrer To-Do-Liste ganz oben stehen.

Diagnostik

Zur Bestimmung des Vitamin-D-Levels nutzen Sie am besten das 25(OH)-Vitamin D3, eine Hormonvorstufe im Vitamin-D-Stoffwechsel. In den eigenen vier Wänden können Sie hierzu einen unkomplizierten Test einsetzen, der Kapillarblut aus einem Ihrer Finger verwendet.

Therapie

Liegt bei Ihnen ein Mangel des wichtigen fettlöslichen Vitamins vor, besteht die Behandlung neben Maßnahmen wie Sonnenexposition und dem Verzehr Vitamin-D-reicher Lebensmittel in der Gabe von Vitamin-D3. Bewährt haben sich 50.000 I.E. pro Woche über sechs Wochen.


Dünndarmfehlbesiedlung

Bei der Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB/SIBO) handelt es sich um einen der häufigsten Krankheitsmechanismen hinter den quälenden Reizdarm-Beschwerden. Je nach diagnostischer Methode leidet etwa jeder vierte bis jeder zweite RDS-Betroffene unter dieser mikrobiellen Überwucherung des sonst eher spärlich besiedelten Dünndarms. Die erfolgreiche Behandlung dieser Störung führte in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nicht nur zu symptomatischen Linderungen, sondern vielfach in eine vollständige Beschwerdefreiheit! Bevor Sie sich also dem im Buch beschriebenen darmgesunden Lebensstil widmen, sollten Sie unbedingt abklären, ob diese Abkürzung für Sie infrage kommt.

Diagnostik

Der für mich hochwertigste Atemgastest zur Feststellung einer Dünndarmfehlbesiedlung in den eigenen vier Wänden ist jener von Dr. Gut. Dieser weist gleich mehrere Vorteile gegenüber vergleichbaren Angeboten auf:

  1. enge Messzeiträume
  2. Bestimmung von H2 und Methan
  3. CO2-Kontrolle
  4. Glukose/Laktulose zur Provokation
  5. schnelle Auswertung
  6. Betreuung nach Untersuchung

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Therapie

Zur Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung haben sich mehrere Ansätze in klinischen Studien als vielversprechend herausgestellt. Hierzu gehören:

  1. lokal-wirksame Breitbandantibiotika
  2. pflanzliche antimikrobielle Stoffe
  3. eine zweiwöchige Elementardiät
  4. spezifische Probiotika
  5. eine kohlenhydratfreie Diät

Lediglich für die erstgenannte Option benötigen Sie eine Verschreibung durch Ihren Arzt. Es genügt in der Regel eine dieser Interventionen.


Leaky Gut Syndrom bzw. Postinfektiöser Reizdarm (PI-RDS)

Die erhöhte Durchlässigkeit der Darmbarriere (gastrointestinale Hyperpermeabilität, Leaky Gut Syndrom) gehört ebenfalls zu den zentralen Krankheitsmechanismen des Reizdarmsyndroms. Besonders häufig findet sich diese verminderte Schutzfunktion gegenüber Nahrungsproteinen und mikrobiellen Bestandteilen im Rahmen des postinfektiösen Reizdarms (=Entstehung der Erkrankung nach einer akuten Gastroenteritis) sowie bei Vorliegen einer Dünndarmfehlbesiedlung oder Nahrungsmittelallergie. Das Leaky Gut Syndrom ist beim Reizdarm sowohl mit einer veränderten Schmerzwahrnehmung und Motilität (Durchfall, Verstopfung) als auch mit extraintestinalen Beschwerden wie Gelenkschmerzen und Erschöpfung assoziiert.

Diagnostik

Für den Nachweis einer überdurchlässigen Darmbarriere haben sich gleich mehrere Testverfahren bewährt. Dazu gehören:

  1. Zonulin in Stuhl oder Blut
  2. I-FABP
  3. Laktulose-Mannitol-Test
  4. PEG 400

Für das selbstbestimmte Testen zuhause eignet sich vor allem der nicht invasive Nachweis von Zonulin mittels einer Stuhlprobe.

Therapie

Besonderen Wert bei der Wiederherstellung der Darmbarriere hat die Aminosäure L-Glutamin. 3x5g täglich mit den Mahlzeiten führten in Studien zur Normalisierung der Darmbarriere und zu starken symptomatischen Verbesserungen der Reizdarm-Beschwerden.

 

Wurde die Aminosäure zusätzlich zu einer FODMAP-Ernährungsintervention eingesetzt, erhöhte sie deren Wirksamkeit noch einmal signifikant. 


Kapitel 4: Die mediterrane Low-FODMAP-Diät (mLFD)


FODMAP-Index und FODMAP-Hilfen

Eine Low-FODMAP-Intervention, also die Reduktion schwer-verdaulicher und durch die Mikroorganismen in Ihrem Darm fermentierbarer Kohlenhydrate, ist einer der sichersten und schnellsten Wege zur Verminderung Ihrer Darmbeschwerden (vor allem der quälenden Bauchschmerzen und schambehafteten Blähungen). Über diese symptomatische Linderung hinaus können Sie allerdings weitere gezielte Maßnahmen treffen, um direkt auf die Krankheitsursachen des Reizdarms einzuwirken. Zu letzteren gehören prominent:

  1. Mikrobielle Dysbiose und Dünndarmfehlbesiedlung (s.o.)
  2. Chronische Immunaktivierung (Mastzellen/Eosinophilen) & erhöhte Entzündungslast
  3. Gestörtes Serotonin-System im Gastrointestinaltrakt

Diagnostik

Der Goldstandard zur Bewertung der Effektivität einer Low-FODMAP-Diät ist die probatorische FODMAP-Elimination für bis zu acht Wochen. Leiden Sie unter schweren Symptomen oder stehen anderweitig unter Druck (bspw. Job, Studium, Beziehung), können Sie den Erfolg dieser Therapie aber auch bereits vor deren Beginn anhand eines Index abschätzen lassen. Hierzu benötigen Sie eine DNA-Sequenzierung Ihrer Darmflora wie den Stuhltest Mikrobiom Plus, der allerdings noch viele weitere wertvolle Marker erhebt (Calprotectin, Dysbiose, Zonulin usw.) und dadurch die Zielgenauigkeit und Effizienz Ihrer Behandlung enorm erhöhen kann.

Therapie

Aufgrund meiner therapeutischen Erfahrungen mit der FODMAP-Diät empfehle ich Ihnen, sich gerade in den ersten Wochen auf eine begrenzte Anzahl besonders gut verträglicher Lebensmittel zu konzentrieren. Hierzu eignet sich die Übersicht im Buch. 

Später können allerdings weitere Hilfsmittel sinnvoll sein, um Ihre Ernährung weiter zu individualisieren. Bewährt haben sich: 

  1. FODMAP-Tabellenbände
  2. App-basierte FODMAP-Rechner
    1. Monash App (Google Play)
    2. Monash App (Apple Store)

 


Kapitel 5: So machen Sie Ihre FODMAP-arme Mittelmeerernährung noch effektiver und sicherer


L-Glutamin

Wie bereits weiter oben beschrieben, trägt die Aminosäure L-Glutamin zur Stabilisierung der Darmbarriere bei. Die Abwehrfunktion dieser ist beim Reizdarmsyndrom, den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, CFS/ME etc. deutlich herabgesetzt. Hierdurch kommt Ihr Immunsystem regelmäßig mit mikrobiellen Bestandteilen, Fremdproteinen aus der Nahrung und Endotoxinen (Lipopolysacchariden) in Kontakt. Sollten Sie es während der Lektüre der "Abkürzungen" noch nicht ausprobiert haben, ist jetzt, begleitend zu Ihrer mediterranen Low-FODMAP-Diät, genau der richtige Zeitpunkt für den Einsatz von L-Glutamin! 3x5g der Aminosäure täglich verbesserten in einer Studie mit Reizdarm-Probanden die Wirksamkeit einer Low-FODMAP-Intervention noch einmal um 12%. Nur Versuchspersonen, welche eine solche Kombination aus Ernährung und Glutamin einsetzten, konnten signifikante Verbesserungen auch bei der Häufigkeit ihrer Schmerzen erzielen.

Präbiotika und Ballaststoffe als Futter für die verarmende Darmflora

Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass es gerade während der Eliminationsphase der Low-FODMAP-Diät zu einer (Weiter-)Verarmung des gastrointestinalen Mikrobioms (der Darmflora) kommt. Hiervon sind besonders probiotische Darmbakterien betroffen, welche eigentlich eine positive Rolle für die Gesundheit des Verdauungstraktes und des menschlichen Wirtes allgemein übernehmen (Bifidobakterien, Laktobazillen, Faecalibacterium prausnitzii etc.) Sollten Sie zu jenen Personen gehören, deren Verträglichkeit sehr stark eingeschränkt ist, Sie also kaum Hülsenfrüchte, Kreuzblütengewächse und andere präbiotische Quellen tolerieren, dann sollten Sie zeitweise spezifisch-formulierte Präbiotika einsetzen, um den Zustand Ihrer Darmflora nicht weiter zu verschlechtern. Einige dieser Formulierungen haben sich in Interventionsstudien besonders gut bewährt. Sie sind für Reizdarm-Patienten nicht nur gut verträglich, sondern fördern auch nachweislich das Wachstum der genannten probiotischen Bakterien und können parallel die Reizdarmbeschwerden weiter vermindern! Zu den Produkten mit der besten Datenlage beim Reizdarmsyndrom gehören:

  1. Beta-Galaktooligosaccharide (B-GOS)
  2. Teilweise-hydrolysiertes Guarkernmehl (PHGG)
  3. Apfelpektin (besonders Daten für RDS mit Durchfall)
  4. Flohsamenschalen (symptomatische Wirkung > präbiotische Wirkung)


Probiotika als kurzfristige Lösung während der mLFD

In meinem Buch erkläre ich recht ausführlich, warum ich nicht wirklich vom Einsatz der häufig überteuerten Probiotika-Kapseln überzeugt bin. Die wissenschaftliche Literatur zum Thema ist qualitativ eher mäßíg und aufgrund ihrer Heterogenität kaum aussagekräftig. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass sich Probiotika, im Gegensatz zum Laienverständnis, nicht dauerhaft im Inneren Ihres Darmes ansiedeln. Dennoch sind die Mikroorganismen nicht ohne Nutzen. So werden diese auf dem Weg durch Ihren Verdauungstrakt von Ihrem Immunsystem erkannt und letzteres setzt verschiedene Regulationskreisläufe in Gang. Diese lindern Entzündungen, steigern die Integrität Ihrer Darmbarriere usw. Wenn es einen Zeitpunkt für den Einsatz von probiotischen Produkten beim Reizdarmsyndrom gibt, dann ist dies der Beginn der Therapie mit der mediterranen Low-FODMAP-Diät. Studien zufolge kann das Fehlen der wichtigen Mikroorganismen während dieses kritischen Zeitpunktes durch die zeitweilige Gabe von spezifischen probiotischen Formulierungen abgefedert werden. Nach einigen Wochen sollten Sie allerdings wieder vermehrt präbiotische und ballaststoffreiche Lebensmittel verzehren und naturbelassene probiotische Produkte wie Kefir, Sauerkraut und Joghurt strategisch einsetzen (außer im Rahmen einer Histaminunverträglichkeit). Die in den Studien beschriebenen spezifischen Zusammensetzungen und Konzentrationen sind in den unten gegebenen Empfehlungen natürlich beachtet.


Kapitel 6: Wenn die mLFD für Sie nicht funktioniert


Laut großer Meta-Studien, welche die Ergebnisse zahlreicher kleinerer Interventionsstudien zusammenfassen, erzielt die Low-FODMAP-Intervention bei etwa 70% der Patienten mit einem Reizdarmsyndrom nennenswerte Verbesserungen der Darmbeschwerden. Wie im Buch ausführlich geschildert, verbessern die Säulen der mediterranen Ernährung diese Wirksamkeit und beeinflussen zusätzlich die tatsächlichen Ursachen der Erkrankung. 

Auch für jene 30% der RDS-Betroffenen, die nicht so stark von der mLFD-Ernährungsumstellung profitieren können, kann das zeitweise Befolgen der Diät sinnvoll sein. Diese kann dann nämlich als diagnostisches Instrument genutzt werden, welches verlässlich anzeigt, ob andere Störungsbilden Erfolg der mediterranen Low-FODMAP-Diät sabotieren. Letztere sind unter Reizdarm-Patienten weit verbreitet, so dass sich eine qualitativ-hochwertige Diagnostik durch (weiter) verminderte Symptome auszahlen kann.

Nahrungsmittelallergien (Sofortreaktionen und verzögerte Reaktionen)

Unter der Gesamtheit der Reizdarm-Betroffenen sind alle Formen der Nahrungsmittelallergie deutlich häufiger zu finden als in der Allgemeinbevölkerung. Die IgE- (kurzfristig) und nicht-IgE-Reaktionen (verzögert) stehen dabei in einem engen kausalen Zusammenhang zur Pathophysiologie des Reizdarmsyndroms. So aktivieren regelmäßig verzehrte Allergene die Mastzelldegranulation und begünstigen die Entstehung einer hyperpermeablen Darmbarriere (Leaky Gut Syndrom). Inzwischen konnte belegt werden, dass diese Nahrungsmittelallergien sehr häufig im Zuge einer akuten Gastroenteritis ("Magen-Darm-Grippe") entstehen  Letztere ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung des Reizdarmsyndroms. Trotz dieser wissenschaftlichen Evidenz ist das Abklären der verschiedenen Nahrungsmittelallergien bei Reizdarm-Betroffenen (noch) nicht Standard bei allen betreuenden Ärzten.

Diagnostik Soforttyp (IgE)

Der Nachweis einer Nahrungsmittelallergie vom Soforttyp erfolgt über die Bestimmung der spezifischen Immunglobulin-E-Konzentrationen aus dem Blut. Eine qualitativ-hochwertige Variante für das selbstbestimmte Testen zuhause bietet u.a. das Labor medivere:diagnostics an. Hierbei werden mehr als 20 besonders häufige Nahrungsmittelallergene und zusätzlich Inhalationsallergene ausgetestet.

Diagnostik Langzeit-Typ (nicht-IgE)

Auch allergische Langzeitreaktionen auf Lebensmittel sind beim Reizdarm keineswegs selten. Im Gegensatz zu den bekannteren IgE-Reaktionen treten sie meist erst nach 24 oder sogar noch mehr Stunden auf, was die Diagnosestellung anhand eines Symptom- oder Ernährungstagebuchs maßgeblich erschwert. Die verzögerten Reaktionen basieren auf allergen-spezifischen T-Lymphozyten, die sich gegen verschiede Nahrungsmittelproteine richten. Zum Nachweis eignet sich deshalb besonders der sog. Lymphozyten-Transformations-Test (LTT). Das Institut für Medizinische Diagnostik Berlin (IMD) bietet einen entsprechenden Test mit bis zu 75 austestbaren Lebensmitteln an. Für eine aussagekräftige Auswertung ist allerdings die Blutabnahme bei einem Arzt erforderlich.


Systemisches-Nickel-Allergie-Syndrom (SNAS)

Im Gegensatz zur häufig anzutreffenden Laienmeinung, kann sich eine Kontaktallergie auf Nickel nicht nur auf die Haut auswirken und dort, etwa durch das Tragen von nickelhaltigem Modeschmuck, Rötungen und Ausschläge hervorrufen. Etwa ein Drittel der nickelsensitiven Personen leiden zusätzlich unter einer Reizung der Magen- und Darmschleimhaut, wenn sie nickelreiche Lebensmittel konsumieren oder nickelfreisetzende Zubereitungsarten wählen. Das systematische Reduzieren des Nickelgehaltes führte in Interventionsstudien nicht selten zur vollständigen Beschwerdefreiheit von den lästigen Reizdarm-Symptomen! Nachgewiesen werden kann das SNAS im Rahmen des Reizdarms am besten mit dem soeben bereits vorgestellten Lymphozyten-Transformations-Test (IMD Berlin) und einer anschließenden probatorischen nickelarmen Kost. 

Sucrase-Isomaltase-Mangel (SI-Defizienz)

Sucrase-Isomaltase ist ein Enzym, welches Ihr Körper benötigt, um Stärke und Haushaltszucker zu spalten und dadurch absorbieren zu können. Zu einem Mangel dieses Enzyms kann es kommen, wenn das zuständige Gen eine entsprechende Mutation aufweist (primär) oder Lebensstilfaktoren die Aktivität des Enzyms einschränken (sekundär). Beide Ursachen finden sich unter den Reizdarm-Patienten übermäßig häufig. Nach dem Verzehr stärkehaltiger Lebensmittel wie Reis, Brot, Kartoffeln etc. treten dann in erster Linie Magen-Darm-Probleme wie Blähungen, Bauchschmerzen und Unwohlsein auf. Die Beschwerden nehmen durch das Befolgen der kohlenhydratreduzierten mediterranen Low-FODMAP-Diät zwar in ihrer Intensität ab, verschwinden aber nicht vollständig.

Diagnostik

Der Nachweis einer SI-Defizienz ist im deutschsprachigen Raum nicht ganz einfach, da meines Wissens kein Labor einen spezifischen Test anbietet. Goldstandard ist also bisher definitiv eine probeweise Ernährungsumstellung (siehe Therapie). 

In wissenschaftlichen Settings wird der SI-Mangel gern durch einen Atemgastest nachgewiesen. Sie könnten bspw. den mySIBO-Atemgastest von Dr.Gut mit 50g Saccharose (Haushaltszucker) anstatt mit Glukose durchführen. Letzterer ist aber nicht spezifisch für diesen Zweck entwickelt worden. Außerdem sollte eine Dünndarmfehlbesiedlung zuvor ausgeschlossen bzw. behandelt worden sein. Einen zusätzlichen Hinweis können Sie durch die Bestimmung des pH-Wertes Ihres Stuhles und der in diesem vorhanden Verdauungsrückstände (Stärke & Zucker) erhalten. Beide Marker sind in der DNA-Sequenzierung von medivere:diagnostics enthalten.

Therapie

Die einfache aber hocheffektive Behandlung des Sucrase-Isomaltase-Mangels besteht im Befolgen einer stärke- und zuckerarmen Kost. In Studien konnten beim Reizdarm mit dieser Form der Ernährungstherapie sehr beeindruckende Heilerfolge mit vollständiger Beschwerdefreiheit erzielt werden. Es existieren mehrere gute Kochbücher, welche eine stärke- und zuckerreduzierte Diät praktisch vorstellen. Für chronische Darmerkrankungen haben sich bewährt:

  1. Spezielle Kohlenhydrat Diät (SCD)
  2. GAPS-Diät
  3. Steinzeiternährung (v.a. AIP)


Gallensäureverlustsyndrom und Bauchspeicheldrüsenschwäche

Kommt es während Ihres Versuchs mit der mediterranen Low-FODMAP-Diät wider Erwarten zu einer Zunahme von (wässrigen) Durchfällen, Fettstühlen oder Blähungen, sollten Sie unbedingt an diese beiden Störungsbilder denken. Da beide über unterschiedliche Pfade (nicht ausreichend resorbierte Gallensäuren vs. Mangel an Verdauungsenzymen) die Verwertung von Proteinen und vor allem Fetten herabsetzen, kann gerade der liberale Einsatz von Olivenöl bzw. die gesteigerte Zufuhr an qualitativ-hochwertigem Nahrungsprotein in der mLFD die oben genannten Beschwerden verstärken.  

Diagnostik

Beide Erkrankungen verstecken sich gern hinter der Diagnose Reizdarmsyndrom. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen leiden 30-40% der Reizdarm-Betroffenen mit Durchfällen unter einem Gallensäureverlustsyndrom und noch einmal 6-8% an einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse. 

Zuhause können Sie den Nachweis beider Krankheiten durch einen einfachen Stuhltest erbringen, welcher die Pankreas-Elastase-1 bzw. die Konzentration der Gallensäuren bestimmt. Beide Parameter finden sich etwa auch in der DNA-Sequenzierung von medivere:diagnostics.

Therapie

Behandelt wird das Gallensäureverlustsyndrom vorzugsweise durch eine fettreduzierte Kost und/oder die Gabe eines Gallensäurebinders wie Colestyramin (Rezept vom Arzt erforderlich). 

Die Therapie der Bauchspeicheldrüsenschwäche bzw. Pankreasinsuffizienz beruht hingegen auf der Gabe entsprechend dosierter Verdauungsenzyme.

Beide Maßnahmen führten bei entsprechender Disposition in Studien zu erheblichen Verbesserungen der RDS-Symptome.


Salizylatintoleranz und Histaminintoleranz (HIT)

Zwei weitere Störungsbilder sind unter den Reizdarm-Patienten übermäßig häufig vertreten und können die Symptome während dem Befolgen der mediterranen Low-FODMAP-Diät verstärken. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen (oft wässrigen) Durchfällen machen sich die Salizylatintoleranz und die Histaminintoleranz neben gastrointestinalen Beschwerden häufig durch zusätzliche systemische Reaktionen des Hautbildes (z.B. Ausschläge), der Atemwege (bspw. geschwollene Nase, Kurzatmigkeit)und auch des Nervensystems (Kopfschmerzen, "brain fog") bemerkbar. In der mLFD finden sich durch den hohen Anteil an Obst, Gemüse und Kräutern sowie den liberalen Verzehr von Olivenöl viele Salizylatbomben, welche im Normalfall zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt gehören. Im Falle einer vorliegenden Salizylatintoleranz könnten sie Ihnen allerdings eine Zunahme der Symptome bescheren.

Da auch die Histaminintoleranz ihren Ursprung in einem gestörten Darmmilieu hat, ist auch sie beim Reizdarm häufig anzutreffen. Neben den fermentierten Produkten (Hartkäse, Joghurt, Sauerkraut usw.) finden sich in der mLFD auch einige Histaminliberatoren, die dann zu Symptom-Triggern werden können.

Diagnostik

Für den Nachweis der Salizylatintoleranz können spezifische Verschiebungen im Eicosanoid-Muster genutzt werden. Der sog. FET-Test (Funktionelle Eicosanoid Typisierung) kann bei der Firma TalkingCells direkt bestellt und beim behandelnden Arzt durchgeführt werden. Die FET misst Aktionsketten im Stoffwechsel lebender Zellen.

Für die Diagnostik der Histaminintoleranz (HIT) haben sich verschiedene Untersuchungen bewährt. In jedem Fall sollte die Aktivität des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) bestimmt werden. Zusätzlich können der Histaminspiegel im Blut und evtl. eine genetische Untersuchung der DAO sinnvoll sein. Gerade für Reizdarm-Patienten noch interessanter (weil verwertbarer) ist die Messung der Histaminkonzentration im Darm via Stuhltest, da RDS-typische Dysbiosen (gram-negativ) massiv Histamin im Darminneren freisetzen.

Therapie

Für die Therapie der Salizylat- als auch der Histaminintoleranz ist eine entsprechende Ernährungsumstellung nötig. Auch auf die Inhaltsstoffe in Medikamenten etc. sollte geachtet werden. Um dieses komplexe Feld zu überschauen, lohnt sich die Investition in einen ausführlichen Ratgeber zum Thema. 

Neben der Triggerkarenz sollten Sie in beiden Fällen allerdings unbedingt am Zustand Ihrer Darmflora arbeiten. Hierzu eignen sich die im Buch präsentierten Strategien wie regelmäßiges Scheinfasten, eine hohe Mikronährstoffdichte (besonders bei DAO-Mangel), Schlafhygiene und evtl. auch Nahrungsergänzungsmittel. 

Bei der Salizylatintoleranz zeigen hoch-dosierte Omega-3-Fettsäuren eine gute Wirksamkeit. Bei HIT kann die Gabe von Diaminoxidase als auch spezifisch-formulierter histaminsenkender Probiotika kurativ wirken.


Kapitel 7: Fasten - die verkannte Wunderwaffe

Das regelmäßige Scheinfasten gehört aufgrund seiner hervorragenden Datenlage, aber auch persönlicher und therapeutischer Erfahrungen, zu den schärfsten Klingen, die Ihnen im Kampf gegen Ihren Reizdarm zur Verfügung stehen. Scheinfasten bezeichnet dabei eine spezifisch-formulierte proteinarme und niederkalorische Kost, welche es Ihnen ermöglicht, die atemberaubenden Effekte des Fastens zu erzielen - ganz ohne zu hungern. Für chronische Darmerkrankungen ist diese Form des Fastens sogar besser geeignet als das klassische Wasserfasten! In wissenschaftlichen Experimenten an Labortieren und Menschen mit Darmerkrankungen verbesserte das Scheinfasten die Zusammensetzung der Darmflora, linderte gastrointestinale Entzündungen, stärkte die Darmbarriere und sorgte via Stammzellproduktion für die Regeneration geschädigten Darmgewebes. 

Einer der Gründerväter des modernen Scheinfastens ist Professor Valter Longo. In seinem Buch können Sie mehr über das Scheinfasten, aber auch eine gesunde Mittelmeerdiät erfahren. Sie benötigen mehr Anregungen für leckere Scheinfasten-Rezepte? Dann stehen inzwischen auch mehrere "Fasten-Kochbücher" zur Verfügung.

Gerade für Ihre ersten Versuche mit dem Scheinfasten kann es sich lohnen, auf die Fasten-Pakete von ProLon zurückzugreifen. Diese enthalten exakt jene Lebensmittel und Zubereitungen, welche in den klinischen Studien eingesetzt wurden und erleichtern den Einstieg in die regelmäßige Fastenpraxis. Ein Teil der Gewinne fließt dabei direkt zurück in die Fasten-Forschung. Mit meinem Code "struppeX10" können Sie dabei noch einmal 10% sparen.


Kapitel 8: Der darmgesunde Lebensstil


Schlafhygiene

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